Premiere 23.10.2020 am Theater Oberhausen
Schlingensief-Spektakel 2020
„Wer seine Wunde zeigt, wird geheilt.“ (Joseph Beuys)
Sei es morgen oder in hundert Jahren: Früher oder später müssen wir alle sterben. Normalerweise fehlt in dieser Gesellschaft aber der Rahmen, um sich damit auseinanderzusetzen. Unter der Leitung des Regieduos Kaufmann/Witt entsteht deshalb ein neues Ritual: Trauerfeiern für Lebende, also zukünftig Verstorbene...
Mit: Amanda Babaei Vieira, Lamin Leroy Gibba, Elisabeth Hoppe, Iris Minich, Timoleon Papadopoulos, Agnieszka Salamon, Julius Janosch Schulte, Luisa Taraz, Gunnar Titzman Regie: Kaufmann/Witt (Saskia Kaufmann und Raban Witt) Raum: Anthoula Bourna; Raum-Mitarbeit: Saskia Stoltze Kostüme: Christina Geiger Text: Sean Keller Musik: Saskia Kaufmann Grafik: Georgios Kondylis; Produktionsleitung/Dramaturgie: Anja Redecker
PRESSE
"Team-Mitglieder wie Amanda Babaei Vieira [...] stehen beispielhaft für extrem einfühlsame Energie, die auf Empfindung und Seelenleben des demnächst zu Betrauernden verwandt wird. [...] Und womöglich spüren viele erst jetzt, im Gegenüber mit dem Betrauerten, wie tief das Empfinden, wie tief die fiktive Trauer tatsächlich gegangen ist; wie viel tatsächlich noch zu besprechen wäre, bevor der letzte Augenblick eines Tages dann tatsächlich gekommen sein wird. [...] Beim 'Sterben in Oberhausen' (oder demnächst in Hamburg) ist zu spüren, wie groß und wichtig dieses letzte Projekt gewesen sein muss."
-Theater Heute, 2/2021
"In diesem Moment versinkt man ganz in dieser Arbeit und in seinem eigenen Leben. Diese drei Minuten des Alleinseins, das nichts mit Einsamkeit zu tun hat, sind der überwältigende Schlusspunkt einer Reise zu sich selbst, die schon ein paar Tage vorher im 'Trauerbüro' am Altmarkt begann."
Nachtkritik, 10/2020
"Die ersten Minuten der Trauerfeier erleben Amanda und Florian aus der Vogelperspektive auf dem Schnürboden des Theaters, die Trauerrede wird bereits gehalten. Dann geht es auf die Bühne, wo Florian vor dem Altar Platz nimmt, vor ihm der Chor und Amanda, die nicht aufhört zu schluchzen. Immer lauter werden Musik und Gesänge, das Wehklagen wirkt intensiv, aber auch skurril. Über allem liegt der Rhythmus eines pochenden Herzen, der erst zum Ende der Trauerfeier verstummt.
[...] nur der Betrauerte bleibt zurück und soll sich mehrere Minuten lang den eigenen Tod vorstellen. Er macht das mit einem Lächeln im Gesicht: Es ist gar nicht verkehrt, lebend betrauert zu werden, findet er. Denn wir feiern auf einer Trauerfeier auch immer das Leben."
Reportage auf Deutschlandfunk 1/2021
Fotos: © Katrin Ribbe