Nach Georg Büchner in einer Überschreibung von Glossy Pain
Premiere: 3.2.2023 Theater an der Ruhr
Westwind Festival 2023 + Fast Forward Festival Dresden 2023 + FFT Düsseldorf 2023 + Bosco Gauting 2024
In einer Fassung von: Amanda Babaei Vieira, Constanze Fröhlich, Riah Knight, Katharina Stoll und Joshua Zilinske
Von und mit Amanda Babaei Vieira, Riah Knight, Joshua Zilinske Regie Katharina Stoll Musik, Komposition, Sounddesign Hannes Gwisdek Musik, Komposition Riah Knight Video Sebastian Pircher Bühne und Kostüm Wicke Naujoks Kostüme Heinke Stork Requisite Bekim Aliji Dramaturgie Constanze Fröhlich Regieassistenz Julia Boxheimer, Wisam Atfah Hospitanz Ines Thöle
Presse:
Der Gedanke einer "radikalen Zärtlichkeit", die Beziehungen aus dem am Ende zerstörerischen Zweier-Konzept monogamer Partnerschaften befreien könnte, durchdringt Amanda Babaei Vieiras Spiel vollkommen... So ist das ständig zwischen Deutsch und Englisch hin und her wechselnde Zusammenspiel von Amanda Babaei Vieira und Riah Knight nicht nur ein wundervolles Beispiel für die tiefe Freundschaft zweier Frauen. Es eröffnet zugleich einen utopischen Raum, in dem keine starren Grenzen zwischen Liebe und Freundschaft, Fürsorge und Zärtlichkeit mehr bestehen. Und auch in den frühen Szenen zwischen Marie und Joshua Zilinskes Woyzeck wird Liebe und mehr noch der berauschende Überschwang des Verliebtseins auf eine Weise greifbar, wie nur selten auf der Bühne. Indem die Inszenierung Gefühle des Glücks, der Liebe und der Zusammengehörigkeit so überaus wirkmächtig heraufbeschwört, etabliert sie ein Gegenmodell zu der toxischen Beziehung zwischen Marie und Woyzeck. Ein Modell, das einem sehr deutlich sagt, dass es nicht so kommen muss, wie es Büchner einst niedergeschrieben hat.
- Sascha Westphal, nachtkritik
Marie und Margret sind beste Freundinnen, die immer wieder Erfahrungen mit "toxischer Männlichkeit" machen... (sehr lebendig und charismatisch Amanda Babaei Vieira und Riah Knight)... Die Wandlung vom schüchternen jungen Mann zum eifersüchtigen Gewalttäter stellt Joshua Zilinske glaubhaft und facettenreich dar... Der Applaus bei der Premiere war riesig.
Am Schluss der originellen, klugen "Woyzeck"-Überschreibung von Glossy Pain am Theater Mühlheim an der Ruhr steht eher beiläufig die Frage im Raum, ob für den eifersuchtskranken Mörder mildernde Umstände in Anschlag gebracht werden können... Die Arbeit des jungen, mehrsprachigen Kollektivs um die Regisseurin Katharina Stoll zeichnet sich dadurch aus, dass sie die Komplexität des Sujets nicht verringert ... Der feministische Ansatz ist nicht zu übersehen, doch er kommt ohne Pathos und ohne Polemik aus. ... Gespielt ist das alles wunderbar... Beim großen Büchner geht es oft um den Wahnsinn und um den "Triumphgesang der Hölle". Bei Glossy Pain dagegen zwar auch um den Schmerz, der nicht aus der Welt zu tilgen ist, aber ebenso um den Glanz der postfeministischen Aufklärung. Und, welche Freude, um Humor.
- Martin Krumbholz, Süddeutsche Zeitung